Best Practice
Corona: So kreativ sind Vereine und Verbände
Die Covid-19-Pandemie hat Sportvereine und -verbände gezwungen, neue und innovative Wege zu gehen.
Die Wettkampfleitung Getu Turnerinnen. (Quelle: Renate Ried)
Was heute wieder im Sportbereich erlaubt ist, war im letzten Jahr nicht oder nur beschränkt möglich: Trainings mussten abgesagt, Wettkämpfe und Veranstaltungen aus dem Kalender gestrichen oder verschoben werden. Obwohl die Welt der Sportvereine und -verbände durch Covid-19 praktisch von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt wurde, versuchten diese, das Beste aus der Situation herauszuholen.
Leichtathletik-Club Dübendorf
«Motivierte, fröhliche und wahnsinnig dankbare Jugendliche sind der schönste Lohn für ein Trainerteam in dieser schwierigen Zeit», schwärmt Liliane Haupt. (Quelle: LC Dübendorf)
Der Leichtathletik-Club Dübendorf lebte zum Beispiel die Devise «mental health matters»: Dem U16-18-Trainerteam lag am Herzen, dass die Jugendlichen neben den Einschränkungen im öffentlichen Leben im Training ein Stück Normalität spüren. Die Trainings der U16-18 konnten unter Einhaltung der Covid-19-Massnahmen in Kleinstgruppen mit den bis 16-jährigen Athletinnen und Athleten durchgeführt werden. «Dafür waren die Jugendlichen sehr dankbar. Insbesondere auch, dass sie den sozialen Austausch pflegen konnten», erklärt Liliane Haupt, die Trainerin der U16-18. Anders präsentierte sich die Trainingssituation bei den jüngeren Leichtathletinnen und -athleten: Hier musste der LC Dübendorf den Trainingsbetrieb zeitweise einstellen, da es sich als zu schwierig erwies, die Corona-Auflagen im Trainingsbetrieb mit den Jüngsten zu erfüllen.
Für die Athletinnen und Athleten wurden auch Online-Trainingspläne erstellt. Um sich während des Lockdowns nicht aus den Augen zu verlieren, fanden regelmässig Chat-Challenges statt, in denen die Jugendlichen ihre sportlichen Aktivitäten in einem Video zeigen konnten. Später – nach einer langen «Durststrecke» ohne Meetings – wurden in den U16-18-Trainings Challenges im Sprint, Sprung, Wurf und im Fitnessbereich durchgeführt, um das Wettkampffeeling wieder aufleben zu lassen. Fleissig wurde gemessen und gestoppt sowie schliesslich am Ende der Challenge-Serie eine Siegerehrung durchgeführt. «Motivierte, fröhliche und wahnsinnig dankbare Jugendliche sind der schönste Lohn für ein Trainerteam in dieser schwierigen Zeit», schwärmt Liliane Haupt.
Veteranen-Vereinigung des SFV Sektion Zürich
Von den Restriktionen durch Covid-19 betroffen waren auch die Mitglieder der Veteranen-Vereinigung des SFV Sektion Zürich. Zahlreiche Events wie zum Beispiel die Veteranentage, das Bocciaturnier und die Monatsstämme mussten abgesagt werden. Ebenfalls von der Absage betroffen war das beliebte Auffahrtsturnier, das jeweils von fünf Sektionen bestritten wird. Als Zeichen der Solidarität, Verbundenheit und Wertschätzung seiner Mitglieder gegenüber hat der Vorstand im Dezember 2020 über 100 Veteranen telefonisch kontaktiert. Im Fokus dieser Aktion standen insbesondere die vorwiegend alleinlebenden Mitglieder in hohem Alter. «Wir wollten den Angerufenen eine Freude bereiten und ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind und wir an sie denken», erklärt Hanspeter Metzger, Präsident der Veteranen-Vereinigung des SFV Sektion Zürich.
Die Rückmeldungen waren überwältigend, die Mitglieder zeigten grosse Dankbarkeit. «Manch einer freute sich gar tagelang darüber.» Da die wertschätzende Geste auf positive Resonanz stiess, hat der Vorstand unterdessen ein «Mitglieder-Phone» eingerichtet: Jeweils mittwochs können die Zürcher SFV-Veteranen ein Mitglied des Vorstands kontaktieren. Dieses beantwortet Fragen in Zusammenhang mit der Vereinigung. Auch wenn sich ein Mitglied «alleine» fühlt, darf er zum Hörer greifen.
Männerriege Uetikon am See
Auch die Männerriege Uetikon am See, deren Mitglieder zwischen 60 und 85 Jahre alt sind, ging innovative Wege. Um den Zusammenhalt und die Fitness aufrechtzuerhalten, trainierten die rüstigen Herren einmal wöchentlich via Videokonferenz. Unter fachkundiger Leitung einer Fitnesstrainerin führten jeweils zwischen 20 und 25 Männerriegler ihre Übungen zu Hause aus. «Manchmal blieb im Anschluss sogar noch Zeit für einen kurzen Austausch», erklärt Franz Schälchli, Präsident der Männerriege. Wenn man bedenkt, dass der Grossteil der Mitglieder im Pensionsalter ist und somit nicht per se digitalaffin, ist das beachtenswert. Zusätzlich trifft sich ein Teil der Männerriege regelmässig am Dienstagmorgen für ein Nordic Walking. Durch die vorübergehende Schliessung der Restaurants mussten die Teilnehmer allerdings auf den Kaffee danach verzichten – umso grösser ist die Freude, dass dies nun wieder möglich ist.
Damenturnverein Uetikon am See
Weil coronabedingt keine Turnstunden mehr stattfinden konnten, stand Walking als Alternativtraining auch beim Damenturnverein Uetikon am See auf dem Programm. Trotz aller Restriktionen brachte die Situation rund um Corona etwas Positives. «Wir walkten in flottem Tempo und konnten interessante Gespräche führen, die in den regulären Turnstunden so nicht möglich sind», erklärt Andrea Pilny, Präsidentin des Damenturnvereins und fügt an: «Der gesunde Austausch macht grosse Freude, wärmt die Seele und stärkt das Gemüt.» Noch möchten die Frauen nicht in die Turnhalle, weshalb die regulären Turnstunden draussen auf dem Sportplatz angeboten werden.
Zürcher Turnverband
Das Schutzmaterial des ZTV im Einsatz (Quelle: Andreas Krebs)
Um die Organisation von Veranstaltungen in Zeiten von Corona zu vereinfachen, hat sich der Zürcher Turnverband ZTV mit Schutzmaterialien wie Dispenser, Desinfektionsmittel, Masken und Bodenmarkierungen eingedeckt. «Dieses Angebot wird von unseren Mitgliedervereinen sehr geschätzt und rege genutzt», erklärt ZTV-Geschäftsführer Daniel Schacher und betont, dass das Schutzmaterial auch anderen Verbänden und deren Vereinen zur Verfügung stehe.
Zusätzlich wurde auf der Geschäftsstelle temporär eine Person eingestellt, die sich um die zahlreichen Anfragen zum Thema Schutzkonzepte kümmert. Der ZTV hat zudem Merkblätter zum Thema Livestream erarbeitet und stellt diese den Mitgliedern zur Verfügung. «Wir sehen die Krise als Chance und versuchen, ihr auf proaktive Weise entgegenzuwirken. Als Interessensvertreter der Zürcher Turnvereine ist es unser Auftrag, unseren Mitgliedern bestmöglich zur Seite zu stehen», so Daniel Schacher.
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