Finanzierung
«Man muss Sponsoren von den Werten des Klubs überzeugen»
Für den ZKS-Geschäftsbericht 2008 zum Thema «Finanzierung der Sportvereine» wurden mit Peter Zahner, CEO der ZSC Lions, und Ruedi Stöckly, damaliger Präsident des Schwimmclubs Horgen, zwei Protagonisten von verschiedenen Vereinen interviewt.
Peter Zahner, wie einfach ist es für einen Verein wie die ZSC Lions, Geld zu beschaffen?
Peter Zahner: Es ist ein täglicher Kampf. Sponsoren und Partner wollen einen Gegenwert. Man muss sie vom Produkt Eishockey, aber auch von der Organisation und den Werten des Klubs überzeugen können. Natürlich hilft es, wenn man in der Spitzengruppe vertreten ist. Der sportliche Erfolg ist für einen Sponsor sehr bedeutend. Zudem ist es für einen Sponsor wichtig, bei einem Klub im Wirtschaftsraum Zürich präsent zu sein.
Welche Geldquellen können Sie im Klub mobilisieren?
Peter Zahner: Der Verwaltungsrat mit seinem Beziehungsnetz ist eine ganz wesentliche Quelle. Dieses Netzwerk wird in jedem Verein eingesetzt. Im Klub selbst sind die Gönnerorganisationen von enormer Bedeutung. Sie sind ein Rückgrat jedes Vereins, da ist viel Know-how und Herzblut vorhanden.
Ruedi Stöckly, beneiden Sie Peter Zahner?
Ruedi Stöckly: Ich beneide ihn höchstens darum, dass der ZSC über exzellente Trainings- und Spielinfrastrukturen verfügt. Peter Zahner wird die gleichen Freuden und Leiden haben wie wir, einfach in einer anderen Dimension.
Ist die Geldbeschaffung für einen Verein wie den Schwimmclub Horgen ein täglicher Überlebenskampf?
Ruedi Stöckly: Ein Überlebenskampf ist es nicht. Aber wie in allen Sportvereinen wird es immer schwieriger, genügend Sponsoren zu finden. Die aktuelle Wirtschaftslage verschärft die Situation zusätzlich.
Leidet in Zeiten der Finanzkrise ein grosser Klub stärker?
Peter Zahner: Es zeigt sich immer wieder, dass in Krisenzeiten der Sport ein Hort der Freizeit ist und Emotionen ausgelebt werden können. Hingegen stellt sich die Frage, wie sich diese Krise längerfristig auswirkt.
Besteht auf der Suche nach neuen Geldern nicht die Gefahr, immer wieder die gleichen Gönner anzufragen?
Ruedi Stöckly: Nur am Rande, wir haben ein klares Marketingkonzept. Wir haben die Segmente Hauptsponsoren, Bandensponsoren, Inseratensponsoren für unsere Klubzeitung, Ausrüstungssponsoren, Matchballspender, VIP-Apéros sowie zwei Sponsorenklubs. Überschneidungen gibt es zwar, grundsätzlich sind die Segmente aber voneinander getrennt. Zudem verfügen wir in unserer Lounge über eine gut ausgebaute Gastronomie. Zum Marketing gehört auch, dass wir einflussreiche Leute regelmässig zu den Spielen einladen.
Peter Zahner, wie stark sind die ZSC Lions auf öffentliche Gelder angewiesen, etwa von Swisslos oder J+S?
Peter Zahner: Die öffentlichen Gelder (z. B. von Swisslos) sind nicht zu unterschätzen. Sie sind ein wesentlicher Budgetfaktor im Nachwuchsbereich. Die Gelder werden zweckgebunden eingesetzt. Dabei müssen die Labelvorgaben des Verbandes und der Liga eingehalten werden. Diese Gelder werden ausnahmslos in den Nachwuchs investiert, das heisst Trainer, Betreuer, Material, Trainingslager usw.
Der Verein führt Veranstaltungen wie den Skateathon durch. Sind diese Einnahmen relevant fürs Budget oder dient es mehr der Imagepflege?
Peter Zahner: Ein Skateathon ist für jedes Nachwuchsbudget von grosser Bedeutung. Mit relativ geringem Aufwand und ohne nachhaltige Gegenleistungen kann sehr viel Geld generiert werden. Ein solcher Sponsorenlauf ist ein reiner Fleissanlass. Mit Anreizen wie beispielsweise dem Verzicht der Bezahlung des Mitgliederbeitrags ab einem «eingelaufenen» Betrag können für die Läufer weitere Anreize geschaffen werden.
Ruedi Stöckly: Aktionen und Veranstaltungen werden in Zukunft immer wichtiger, um ein allfälliges Sponsorenmanko auszugleichen.
Wohin bewegt sich das Vereinswesen?
Peter Zahner: Die Ehrenamtlichkeit ist ein extrem bedeutender Faktor im Schweizer Nachwuchssport. Da wird jährlich Leistung im Gegenwert von mehreren Millionen Franken geleistet. Ohne diese freiwillige Arbeit würde das Schweizer Sportsystem zusammenbrechen.