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ZKS-News

Infodossier Podcast Folge 15: Psychologie des Engagements - Wertschätzung und Motivation im Ehrenamt

Ehrenamtliche leisten jährlich 74 Millionen Arbeitsstunden für den Schweizer Sport – ein unverzichtbarer Beitrag zur Gesellschaft. Passend zum Internationalen Tag des Ehrenamts am 5. Dezember widmen wir die neueste Podcast-Folge den Menschen hinter diesem Engagement. Was motiviert Ehrenamtliche? Welche Rolle spielt Wertschätzung? Und wie können Vereine ein Umfeld schaffen, das langfristig motiviert?

Intrinsische vs. extrinsische Motivation: Was treibt uns an?

Motivation lässt sich grundsätzlich in zwei Kategorien unterteilen: intrinsisch und extrinsisch. Während intrinsische Motivation aus innerem Antrieb entsteht – etwa, weil eine Tätigkeit Freude bereitet oder als sinnvoll empfunden wird –, basiert extrinsische Motivation auf äusseren Faktoren wie Belohnungen oder Anerkennung. Im Ehrenamt entfaltet die intrinsische Motivation oft eine besonders starke Wirkung. Da ehrenamtliche Tätigkeiten ohne wesentliche materielle Entlohnung ausgeübt werden, steht der innere Antrieb im Mittelpunkt. Um dieses Engagement zu fördern, ist es entscheidend, ein unterstützendes und wertschätzendes Umfeld zu schaffen, das die intrinsische Motivation stärkt.

Psychische Grundbedürfnisse und ihre Bedeutung für die Motivation

Um eine intrinsische Motivation zu fördern, müssen drei psychologische Grundbedürfnisse berücksichtigt werden: Autonomie, Kompetenz und Wertschätzung:

  • Autonomie: Ehrenamtliche sollten die Möglichkeit haben, selbstbestimmt zu handeln und Verantwortung für ihre Aufgaben zu übernehmen. Das Gefühl, Entscheidungen frei treffen zu können, fördert die Motivation.
  • Kompetenz: Anerkennung der individuellen Fähigkeiten und das Erleben von Erfolg sind entscheidend. Ehrenamtliche sollen das Gefühl haben, dass ihre Fähigkeiten geschätzt und sinnvoll eingesetzt werden.
  • Wertschätzung: Dieses Grundbedürfnis bedeutet mehr als die Anerkennung von Leistungen. Es beinhaltet das Gefühl, als Person wahrgenommen, respektiert und geschätzt zu werden – unabhängig von spezifischen Aufgaben oder Ergebnissen.


Wenn Vereine diese Bedürfnisse erfüllen, entsteht eine Atmosphäre, die intrinsische Motivation begünstigt. In einer solchen Kultur fühlen sich Ehrenamtliche ermutigt und haben das Vertrauen, ihre Ideen einzubringen und Verantwortung zu übernehmen.

Unsere Expertin im Podcast

 

Dr. Katharina Albertin ist Co-Geschäftsführerin der SPEAK Albertin AG und Fachpsychologin für Sportpsychologie FSP sowie eidgenössisch anerkannte Psychotherapeutin. Sie war Präsidentin der Swiss Association of Sport Psychology und ist aktives Mitglied in einem Ruderclub. Als ehemalige Volleyballspielerin in der NLA und Stiftungsratsmitglied bei Swiss Sports Integrity bringt sie wertvolle Erfahrungen aus Sport und Ehrenamt mit und teilt im Podcast ihre Expertise mit uns.

Wertschätzung aktiv fördern: Mehr als nur ein «Danke»

Ehrenamtliche erleben oft Frustration, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Arbeit nicht anerkannt wird. Deshalb ist es wichtig, Wertschätzung nicht nur am Ende eines Ehrenamts zu zeigen, sondern während der gesamten Tätigkeit. Präsenz zu zeigen und Wertschätzung aktiv zu kommunizieren ist entscheidend, um Ehrenamtliche zu motivieren und ihnen das Gefühl zu geben, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird. 

Mitglieder können ihre Wertschätzung dadurch ausdrücken, indem sie an von Ehrenamtlichen organisierten Veranstaltungen teilnehmen und Interesse an deren Arbeit zeigen – etwa ein Besuch der Vereinsversammlung. Damit lassen sie erkennen, dass die Ehrenamtlichen nicht für eine anonyme Masse arbeiten, sondern dass ihre Bemühungen gesehen und gewürdigt werden. 

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Auch Eltern haben die Möglichkeit, ihre Wertschätzung zu zeigen, indem sie beispielsweise am Elternabend teilnehmen, der von den Trainerinnen oder Leitern organisiert wird. Wie man sieht: Bereits ein persönlicher Besuch oder eine kleine Geste kann einen grossen Unterschied machen und den Ehrenamtlichen das Gefühl geben, dass ihre Arbeit nicht nur wahrgenommen, sondern auch geschätzt wird. 

Eine solche wertschätzende Atmosphäre sollte zudem auch strategisch in der Vereinsführung verankert sein. Vereine sollten in ihrem Leitbild und ihrer Strategie festlegen, wie sie eine Atmosphäre schaffen, die Ehrenamtliche langfristig motiviert und bindet. Dazu gehört unter anderem der Umgang mit kritischen Mitgliedern, deren Anliegen und Rückmeldungen gelegentlich herausfordernd sein können und die Arbeit der Ehrenamtlichen beeinflussen.

Dr. Katharina Albertin und Moderatorin Regula Späni bei der Podcast-Aufnahme.

Moderatorin Regula Späni (links) und Expertin Dr. Katharina Albertin (rechts) bei der Podcast-Aufnahme. Foto: ZKS

Was bringt mir persönlich das Ehrenamt?

Ehrenamtliches Engagement bietet nicht nur die Chance, etwas für die Gemeinschaft zu tun, sondern ermöglicht es auch, neue Fähigkeiten zu erlernen und zu entwickeln. Gerade jüngere Menschen, die noch keine grossen Führungserfahrungen im Beruf haben, können diese im Ehrenamt sammeln und so ihre beruflichen Perspektiven erweitern. Bei älteren Ehrenamtlichen steht oft die Möglichkeit im Vordergrund, ihre langjährige Erfahrung und ihr Wissen einzubringen und zu sehen, dass ihre Kompetenzen weiterhin wertgeschätzt und gefragt sind.

Darüber hinaus kann das Ehrenamt als wertvolles Element in einem Lebenslauf dienen. Arbeitgeber erkennen zunehmend, wie wichtig soziale und organisatorische Fähigkeiten sind, die Ehrenamtliche in ihrer Tätigkeit erwerben. Das Engagement im Verein kann somit eine wertvolle Unterstützung für die berufliche Laufbahn sein.

 

Zertifikat für ehrenamtliche Tätigkeit im Sport

 

Beim ZKS kann das «Zertifikat für ehrenamtliche Tätigkeit im Sport» beantragt werden. Dieses Zertifikat dokumentiert die im Ehrenamt erworbenen Kompetenzen wie Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit, Sozialkompetenz und organisatorische Fähigkeiten – ein wertvolles Dokument für deine nächste Bewerbung. Es dient zudem als Zeichen der Anerkennung, Wertschätzung und als Dankeschön für die ehrenamtlich geleisteten Tätigkeiten im Verband oder Verein.

Kollaboration und Unterstützung: Teamarbeit im Ehrenamt

Angesichts der steigenden Anforderungen an Sportvereine ist es entscheidend, Aufgaben innerhalb des Vereins zu verteilen. Um Überlastung einzelner ehrenamtlichen Personen wie etwa Vorstandsmitglieder zu vermeiden, können spezifische Aufgaben oder kleinere Projekte an verschiedene Personen im Verein delegiert werden – speziell auf die Fähigkeiten und Fachkenntnisse der Vereinsmitglieder abgestimmt. So wird nicht nur die Arbeitslast auf mehrere Schultern verteilt, sondern auch die Möglichkeit geschaffen, verschiedene Kompetenzen im Verein zu bündeln und zu nutzen. 

Ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Delegation ist eine klare Kommunikation seitens des Vorstands. Es ist wichtig, den Bedarf an Unterstützung präzise zu formulieren und sichtbar zu machen, damit sich Spezialisten aus den eigenen Reihen einbringen können – etwa die Planung von Geschenken für Vereinsversammlungen oder das Einlesen in datenschutzrechtliche Themen. Diese Art der Zusammenarbeit stärkt den Verein und sorgt dafür, dass Ehrenamtliche langfristig motiviert und entlastet bleiben.

Fazit

Das Ehrenamt ist nicht nur eine Möglichkeit, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, sondern auch eine wertvolle Erfahrung für die eigene Entwicklung und berufliche Zukunft. Ehrenamtliches Engagement bietet sowohl für die Gesellschaft als auch für die Ehrenamtlichen selbst zahlreiche Vorteile. Eine wertschätzende Atmosphäre, die auf intrinsische Motivation setzt, ist der Schlüssel, um Ehrenamtliche langfristig zu binden und zu motivieren. 

Vereine, die die psychologischen Bedürfnisse ihrer Ehrenamtlichen verstehen und respektieren, schaffen ein Umfeld, in dem sich alle mit Freude und Engagement einbringen können. Das Ehrenamt ist somit nicht nur eine Möglichkeit, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, sondern auch eine wertvolle Erfahrung für die eigene Entwicklung und berufliche Zukunft.

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