Inputs für Gemeinden
«Dank transparentem Reservationssystem mehr Hallenkapazität»
Das Sportamt der Stadt Bülach brachte Sekundar- und Primarschule an einen Tisch, einigte sich mit ihnen auf ein gemeinsames Reglement für die Nutzung der zehn kommunalen Schulturnhallen und führte ein Online-Reservationssystem ein. Dies führte zu einer massiven Entspannung bei der stets knappen Hallenkapazität.
Es gibt zu wenig Hallenzeit. So auch in der Stadt Bülach. Einige Vereine mussten für das Training sogar in die Stadt Zürich ausweichen, wie Christoph von Hornstein, Leiter Sport, Jugend und Veranstaltungen, berichtet. «Diese Erkenntnis ist schnell und belegbar auf dem Tisch», sagt er. Vor der Einführung des Reservationssystems basierte die Sporthallenbelegung auf einer Wochenplanung. «Die Hallen waren voll und Spielräume kaum vorhanden. Wenn ein Verein eine Trainingseinheit zurückgab, war diese Zeit schlagartig wieder weg», so von Hornstein. Eine neue Halle zu planen, war ein Weg, den Bülach einschlug. «Wir brauchten aus Kapazitätsgründen eine Grossfeldhalle, was eine machbare, aber teure und aufwendige Schiene ist», sagt er. Zehn Jahre dauerte es, bis das Projekt Gross-Sporthalle Hirslen im Jahr 2014 auch noch die Hürde der Volksabstimmung erfolgreich nahm.
Bestehendes zu optimieren, war die andere Schiene, die Bülach verfolgte. «Wir haben zehn Schulturnhallen, vier Hallen der Kantonsschule sowie die Kasernenhalle. Um zu erfahren, ob Hallenkapazitäten frei sind, mussten die Vereine vier verschiedene Stellen anrufen», erzählt Christoph von Hornstein. Im ersten Schritt ging das Sportamt auf die Primar- und die Sekundarschule zu, die zehn Hallen betreiben. «Wir überzeugten die Schulpflege mit einem Konzept und dem Argument, dass von der öffentlichen Hand finanzierte Infrastruktur auch maximal genutzt werden soll. Das Sportamt stellte Projektleitungsressourcen und gab eine Anschubfinanzierung», erklärt von Hornstein. Teil des Konzepts war ein Online-Reservationssystem, das aus dem kantonalen Sportfonds mitfinanziert wurde.
«Die Vereine haben schnell erkannt, dass dies ein faires Konzept ist.»
Christoph von Hornstein, Leiter Sport, Jugend und Veranstaltungen in Bülach
«Massgebend war, dass wir die Leute hinter das Projekt brachten», ist er überzeugt. Die Schule wurde zum wichtigsten Partner. «Die Hauswarte mussten wir zu Fans dieses Projekts machen, da sie befürchteten, dass die Mehrbelegung der Turnhallen für sie mehr Arbeit bedeuten würde», so Christoph von Hornstein. «Richtig organisiert ist das nicht der Fall. Der Hauswart muss nämlich nicht unbedingt selber putzen, er muss die Reinigung nur quasi organisieren.» Die Mehrkosten dafür werden über die Mehrbelegung finanziert.
Das Bülacher Sportamt nahm gleichzeitig die Sportvereine in die Verantwortung. «Wir haben mit den betroffenen Vereinen gesprochen und ihnen das Reservationssystem vorgestellt», sagt von Hornstein. Zu Beginn seien die Reaktionen skeptisch gewesen, weil der letzte Verein, der die Halle verlässt, letztlich für Schäden und Verunreinigungen haftet. Dies festzustellen, hilft das elektronische Zutrittskontrollsystem. «Wenn die ganze Nacht die Dusche läuft, das Licht brennt oder sonst etwas zu beanstanden ist, können wir auf den letzten Verein, der in der Halle war, zugehen und diesen abmahnen.» Dabei sind Bussen und im Extremfall sogar Hallenverbote möglich. «Die Vereine haben schnell erkannt, dass dies ein faires Konzept ist, und sie halten ihre Mitglieder dazu an, dem Hauswart das Leben nicht unnötig schwer zu machen. Die Eigendynamik, die dadurch in den Vereinen entstanden ist, ist sehr positiv und wertschätzend gegenüber dem Hauswart», erzählt er. Vor allem merkten die Vereine, dass ihnen das neue System grössere Hallenkapazitäten bringt. «Seit wir die tagesgenaue Belegung eingeführt haben, reserviert zum Beispiel der Fussballklub nur noch die vier Monate im Winter, in denen er die Halle wirklich braucht», betont Christoph von Hornstein. Vor der Einführung des neuen Systems war die Halle während der acht Monate, in denen der Verein draussen trainierte, leer geblieben. «Diese Zeit war schlicht verloren.»
Generell stellt Christoph von Hornstein eine hohe Auslastung fest. «Die Hallen sind voll. Die Zeiten werden reserviert. Gerade an den Samstagen konnte ein riesiges Bedürfnis gedeckt werden.» Die höhere Kapazität auf dem Markt führte zu einer spürbar grösseren Zufriedenheit bei den Vereinen. Weil auf einer Plattform zehn Hallen geprüft werden können, hat sich für die Vereine die Suche nach freien Hallenzeiten vereinfacht. Mit der Einführung des Reservationssystems passten die Schulen auch die Preise leicht an. «Erwachsene bezahlen etwas mehr, dafür trainieren Kinder und Jugendliche kostenlos und rund drei Viertel der Hallenbenutzer sind Jugendliche», sagt von Hornstein. «Aus der Sicht der Jugendsportförderung ist das natürlich sensationell.»
Quelle des Basisbeitrages: Dossier «Sport braucht Raum», Mai 2015 Herausgeber: Zürcher Kantonalverband für Sport und Sportamt Kanton Zürich