Mitglieder gewinnen
Sinnvolle Freizeitmöglichkeiten kennenlernen
Die Geschichte des Rägi Camps ist eine Erfolgsgeschichte. Seit 1995 bieten die Gemeinden im Furttal in der zweiten Herbstferienwoche für 6- bis 14-jährige Kinder ein polysportives Programm. OK-Präsident Beat Hartmann verrät das Geheimnis des Erfolgs.
Am Ursprung des Rägi Camps standen elf Regensdorfer Sportvereine, angeführt von Martin Lenggenhager von Olympia Basket Regensdorf und Walter Steurer, Präsident des Leichtathletikclubs, und ihre wachsenden Schwierigkeiten, Nachwuchs für die Vereine zu gewinnen. Daraus entstand die Idee von einem vereinsübergreifenden Jugendsportanlass als Schaufenster für das Sportangebot in Regensdorf, um Kinder und Jugendliche auf das vielfältige Angebot aufmerksam zu machen. Das Sportcamp wurde 1995 ins Leben gerufen und war sofort ein Erfolg. Für die erste Austragung rechnete das Organisationskomitee mit rund 200 Anmeldungen – es kamen über 500 Kinder. Die Teilnehmerzahlen haben sich über die Jahre in dieser Grössenordnung eingependelt. «Mehr könnten wir aus Kapazitätsgründen kaum bewältigen», erklärt Beat Hartmann, der dem OK seit 16 Jahren als Präsident vorsteht.
Am Konzept hat sich im Verlauf der Jahre nur wenig verändert. «Die Vereine melden uns, wann sie ihre Lektion für wie viele Kinder und für welche Altersgruppe anbieten. Daraus ergibt sich das Gesamtprogramm», erläutert Beat Hartmann. 2015 boten 57 Organisationen 120 Kurse in 68 verschiedenen Sparten an. Der Anmeldeflyer wird jeweils an einem Freitag gleichzeitig allen Schulen der sieben Gemeinden im Furttal abgegeben sowie in der Lokalzeitung publiziert. «Nach dem Wochenende haben wir bereits 300 Anmeldungen im Haus», freut sich Hartmann.
«Vielleicht können wir sie zum Mitwirken in einem Verein bewegen.»
Beat Hartmann, OK-Präsident Rägi Camp
Die grösste Veränderung im Verlauf der Jahre passierte auf der Seite des Angebots. «Der Sportteil war erschöpft und wir suchten nach Neuem, weil die Teilnehmerzahl rückläufig war», erinnert sich Beat Hartmann. Besichtigungen der Kläranlage, eines Radiostudios oder des Flughafens, Back- und Bastelkurse, ein Zoo-Besuch, Höhlenforschung oder der Bau einer riesigen Kugelbahn ergänzen heute das vielseitige Sportangebot. «Das Ziel des Rägi Camps ist, dass die Kinder viele sinnvolle Freizeitmöglichkeiten kennenlernen. Und vielleicht können wir sie zum Mitwirken in einem Verein bewegen», hofft er. Einige Vereine bieten im Anschluss an das Camp spezielle Trainings für Einsteiger an.
Ihr Angebot in der Camp-Woche – traditionell die zweite Herbstferienwoche – organisieren die Vereine weitestgehend autonom und mit eigenen Helfern. Das neun köpfige OK fungiert für die rund 60 verschiedenen Anbieter als Knotenpunkt. «Früher hatten wir jeweils eine gemeinsame grosse Sitzung mit allen involvierten Ver einen. Heute läuft dies alles elektronisch oder per Telefon», erklärt Beat Hartmann, der den ausschliesslich ehrenamtlichen Aufwand pro OK-Mitglied auf rund 200 Stunden pro Jahr schätzt. Neben den über 200 Freiwilligen, die sich in den Vereinsangeboten engagieren, braucht es zahlreiche ehrenamtlich Engagierte in der Rahmenorganisation: Rund fünf bis zehn Leute kümmern sich jeden Mittag um die Verpflegung. Zehn Oberstufenschüler führen die Kinder zu Fuss vom Camp-Zentrum auf der Sportanlage Wisacher zu nahegelegenen Kursangeboten. Und rund 25 Fahrer, die jeweils vor dem Rägi Camp ein spezielles Fahrtraining in der Antischleuderschule Regensdorf absolvieren, sorgen mit 18 Kleinbussen dafür, dass die Kinder zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind.
Neben der sehr gut funktionierenden Zusammenarbeit mit den Vereinen lobt Beat Hartmann auch die enge und sehr gute Kooperation mit den Gemeinden. «Primarschulen, Sekundarschulen und die politischen Gemeinden stellen die Anlagen kostenlos zur Verfügung», erläutert er. Für die Mehrzweckhalle Leepünt in Dällikon, die für die Mittagsverpflegung hergerichtet ist, wird dem OK nur die Reinigung verrechnet. Zubereitet wird das Essen jeweils in der Regensdorfer Zivilschutzanlage und den Transport übernehmen Leute der Justizvollzugsanstalt Pöschwies.
Ausgezeichnet
Das Rägi Camp erhielt bereits zwei angesehene Preise. Der ZKS ehrte das Camp im Jahr 2003 mit dem «anderen Sportpreis» (3. Rang, Kategorie Gruppe). «Das unterstützt die hohe politische Akzeptanz unseres Angebots», unterstreicht Beat Hartmann. Zum 5-Jahr-Jubiläum wurde das Camp 1999 mit dem Sanitas Challenge-Preis der Region Zürich für vorbildliche Jugendarbeit ausgezeichnet.
Quelle des Basisbeitrages: Dossier «Sport und Lagerfeuer», Mai 2016 Herausgeber: Zürcher Kantonalverband für Sport und Sportamt Kanton Zürich