Mitglieder gewinnen
Wettkämpfe und Geselligkeit
Die Leute bleiben immer länger fit und wollen Sport treiben. Bedürfnisgerechte Wettkampfformen und viel Spass ergeben die ideale Seniorenformel im Tennis. Dafür erstellte Swiss Tennis einen Leitfaden.
2009 priorisierte Swiss Tennis das Segment 50+. Damit will der nationale Verband einen Beitrag leisten, die Mitgliedergewinnung zugunsten der Vereine und Center voranzutreiben. Vor allem (Wieder-)Einsteiger sollen angesprochen werden. Hierfür wurde eigens ein «Leitfaden Verantwortliche 50+ im Club/Center» mit Übungen und Eventformen erstellt. Dabei ist wesentlich, dass nicht die Seniorin oder der Senior sich dem Sport, sondern der Sport sich ihnen anpasst. Die Umsetzung in den Vereinen und Centern ist dabei auch abhängig vom Engagement und Herzblut der involvierten Einzelpersonen.
Dies gilt im Besonderen für Kurt Obrist, der wesentlicher Treiber des Programms 50+ war und als Vizepräsident des Regionalverbands Zürich Tennis dem Ressort Breitensport vorsteht. «Die Leute sind heute mit 65 Jahren fitter und gesünder als früher», sagt der passionierte und pensionierte Tennisspieler. «Und die Senioren sind mobiler geworden.» Er empfiehlt den Clubs, einen Seniorenverantwortlichen einzusetzen, um die Anlässe bedürfnisgerecht zu organisieren.
«Die Leute sind heute mit 65 Jahren fitter und gesünder als früher.»
Kurt Obrist, Vizepräsident Zürich Tennis
Um einen Seniorenanlass erfolgreich zu gestalten, ist laut Kurt Obrist der soziale Aspekt essenziell: «Diese Komponente ist mindestens so wichtig wie der sportliche Faktor.» So sitzen Obrist und seine Kollegen jeweils am Montag nach dem Training noch im Klubhaus des Tennisclubs Hinwil beim Grillieren oder beim Fleischkäse-Schmaus zusammen und lassen den Abend ausklingen. Dieses Angebot bringe dem Verein regelmässig neue Mitglieder. «Habt ihr es gut!», sei häufig die Reaktion nach einem Abend mit Tennis, Speis und Trank sowie gemütlichem Schwatz.
Für Kurt Obrist ist logisch, weshalb gerade Senioren die geselligen Aspekte im Sportverein suchen und schätzen: «Nach der Pensionierung geht das geschäftliche Umfeld verloren, deshalb sind die Kontakte durch sportliche Tätigkeiten umso wichtiger.» Wobei sich der Zusammenhalt nicht erst mit dem neuen Lebensabschnitt manifestierte. «Die Hinwiler Senioren machen seit 25 Jahren Ferien auf Mallorca und mit einer Gruppe besuchen wir seit 15 Jahren die Expovina. Die Freundschaften aus der Interclub-Zeit halten bis heute.»
Obwohl die Geselligkeit ein zentraler Faktor ist, «wollen die Senioren wettkampfmässig spielen». Laut Kurt Obrist suchen auch seine Altersgenossen die Herausforderungen und «wollen immer gewinnen». Dabei seien weniger Turniere oder Meisterschaften gefragt. «Senioren wollen vielmehr einzelne Matches spielen – am liebsten Doppel», führt Obrist aus. Beliebt sind auch vereinsinterne Turniere mit wechselnden Partnern. «Beim sogenannten Präsi-Cup werden Jasskarten gezogen und wir zählen weder die Punkte noch wird ein Turniersieger gekürt – der Spass steht trotz Wettkampfcharakter im Vordergrund», erläutert er.
«Nach der Pensionierung geht das geschäftliche Umfeld verloren, deshalb sind die Kontakte durch sportliche Tätigkeiten umso wichtiger.»
Kurt Obrist
Ein weiteres Ziel ist es, die Seniorinnen und Senioren davor zu bewahren, «in der Bequemlichkeit des Nichtstuns» zu verharren. «Viele würden am liebsten mit dem Auto auf den Platz fahren», berichtet Kurt Obrist lachend. Mit Wort und Tat soll dem entgegengetreten werden. Zum einen engagierte der Tennisclub Hinwil für das Training am Dienstagvormittag eine Turnlehrerin, um vor dem Tennisspiel ein strukturiertes Einlaufen durchzuführen. Zum anderen initiierte Obrist zweimal in der Schulthess-Klinik einen Informationsabend zu altersgerechtem Athletiktraining im Tennis. «Das waren sehr erfolgreiche Workshops mit jeweils über 70 Teilnehmenden», so Obrist. Selbstredend fand im Anschluss an die Referate ein Apéro mit angeregtem Austausch statt.
Die Vereine profitieren ebenfalls von einer aktiven Seniorenabteilung, wie Kurt Obrist betont: «Senioren unterstützen den Klub gerne bei Arbeiten für ein Turnier oder in der Festwirtschaft. Gerade in dieser Generation hat die Ehrenamtlichkeit einen sehr hohen Stellenwert.» Generell würden Angebote wahrgenommen, wenn sie da sind. Gleichwohl mahnt er, «den Seniorinnen und Senioren nicht alles auf dem Teller zu servieren». Es brauche eine gewisse Eigendynamik und Selbstorganisation, um die Aktivitäten nachhaltig zu gestalten.
Quelle des Basisbeitrages: Dossier «Herausforderung Sportverein», Mai 2018 Herausgeber: Zürcher Kantonalverband für Sport und Sportamt Kanton Zürich
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