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Ehrenamt

So gelingt der Spagat zwischen Spitzen- und Breitensport

Die über 2300 Sportvereine im Kanton Zürich brauchen Nachwuchs. Gemeint sind allerdings nicht nur Athletinnen und Athleten, sondern im gleichen Mass auch Ehrenamtliche. Die Kunst- und Geräteturnriege des Turnvereins Neftenbach verbindet beides und wurde für das Projekt «Kunstturner mit Zukunft» mit dem 2. Rang des «anderen Sportpreises» des ZKS ausgezeichnet.

Die Kunstturner von Neftenbach standen vor einer Herausforderung, die in ihrer Sportart deutlich zutage tritt: Was machen die jungen Sportler, die es – aus welchen Gründen auch immer – nicht ganz an die Spitze schaffen? Schon im Alter von rund 12 Jahren stehen die Aktiven vor der Entscheidung zwischen Spitzensport mit einem Trainingsaufwand über der 20-Stunden-Grenze oder dem Breitensport mit vielleicht zwei oder drei Trainingseinheiten pro Woche.

«Wenn sie den Übertritt ins Regionale Leistungszentrum (RLZ) in Rümlang nicht schaffen oder von dort ausscheiden, können sie an den Wettkämpfen nicht oder nicht mehr mit ihren Alterskollegen mithalten», erklärt Theres Schwendimann, Hauptleiterin der Kunst- und Geräteturnriege Neftenbach. Häufig ist dies gleichbedeutend mit dem frühen Ende der Turnerkarriere. «Die meisten empfinden den Wechsel vom Kunst- ins Geräteturnen als Abstieg», erläutert Theres Schwendimann. An diesem Punkt setzt die Initiative der Neftenbacher an, die ihnen im Jahr 2015 den 2. Rang beim «anderen Sportpreis» in der Kategorie «Gruppen» eintrug.

Der Vorteil der jungen Hilfsleiter
«Um die jungen Sportler im Verein zu halten, müssen wir ihnen etwas bieten», sagt Theres Schwendimann. «Die Trainer wechselten mit den Kunstturnern in die Geräteriege. Ausserdem binden wir die Jugendlichen als Hilfstrainer in die Ausbildung des jüngeren Nachwuchses ein.» Fünf junge Hilfstrainer sind so in den Trainingsbetrieb der Neftenbacher Kunstturner involviert. «Sie unterstützen in den Trainings die erwachsenen Leiter. Ihr grosser Vorteil ist, dass sie die Übungen technisch sauber vorzeigen können und vor allem genau wissen, wie die Elemente zu turnen sind. So können die Nachwuchsleiter ihren Turnkollegen gute Tipps geben und Hilfestellungen bieten», erklärt Theres Schwendimann. Sie werden auch von den Turnern, die oft nur unwesentlich jünger sind, akzeptiert. «Diese merken sofort, dass sie von ihren jungen Leitern etwas lernen können.» Es brauche einen gewissen Aufwand, um die jungen Leiter zu unterstützen, doch seien diese voller Elan bei der Sache. «Wir arbeiten in unseren Trainings mit verschiedenen Stationen und können ihnen dabei klare Aufgaben zuteilen», sagt Theres Schwendimann.

So sehr die Förderung im RLZ für die Entwicklung des Athleten von zentraler Bedeutung ist, so sehr geht der Kontakt mit dem Verein verloren. «Sie erhalten zwar noch immer die Vereinskorrespondenz und sind auch an unser Grillfest und andere Vereinsaktivitäten eingeladen, doch ihre neuen Kollegen sind die Trainingskameraden im RLZ», bedauert Theres Schwendimann. Dank der Initiative, diese Athleten nach dem Ende ihrer Karriere als Spitzenkunstturner als Nachwuchsleiter in den Verein zu integrieren, bleiben die Nachwuchsathleten dem Verein erhalten und leisten gleichzeitig wertvolle ehrenamtliche Arbeit in der Nachwuchsausbildung. Gleichzeitig wird das Zusammenleben im Verein gefördert.

Einzige männliche Riege im Kanton
Letzteres ist nicht selbstverständlich und ein grosses Verdienst der Initiative «Kunstturner mit Zukunft». Weil die meisten Nachwuchsleiter noch eine zweite Sportart als Ausgleich betreiben, ist die Herausforderung, sie im Verein zu halten, gross. «Wir stellen die Bedürfnisse der Jugendlichen in den Vordergrund, damit sie sich entfalten können», erklärt Theres Schwendimann. «So gestalten wir einerseits einen attraktiven Trainingsalltag, und andererseits planen wir ihre Einsätze so, dass sie nicht in der Ausübung ihrer zweiten Sportart eingeschränkt werden.»

Ausserdem tritt Kutu-Getu Neftenbach als einzige rein männliche Riege im Kanton Zürich im Vereinsturnen an – neben über 1000 Mädchenriegen. «Wir fördern so das Gemeinschaftsgefühl der sonst auf den Einzelsport konzentrierten Turner», so Theres Schwendimann weiter.

Ein Zückerchen für den Nachwuchs 
Die Jury des «anderen Sportpreises» honorierte das weit über die Vereinstätigkeit hinausgehende grosse Engagement der Kutu-Getu Neftenbach mit 5000 Franken. Die drei Säulen des ausgezeichneten Projekts sind die Förderung des Breitensports im Spitzensportbereich, das Leben des Teamgedankens in einer Einzelsportart sowie die Ausbildung des eigenen Trainernachwuchses. So werden bereits 13-Jährige in die Verantwortung genommen und schon früh für die Bedeutung der ehrenamtlichen Arbeit sensibilisiert. «Die jungen Leiter erhalten ein kleines Sackgeld als Entschädigung – aber das ist nicht mehr als ein Zückerchen», erklärt Schwendimann.

Mit dem Preisgeld des «anderen Sportpreises» hat die Kutu-Getu Neftenbach die alten sieben Zentimeter dicken Matten in ihrer Trainingshalle ersetzt. «Ausserdem möchten wir ein Trainingslager organisieren, in einer voll ausgerüsteten Kunstturnhalle mit einer Schnitzelgrube», sagt Theres Schwendimann. Ihre Augen leuchten dabei, als hätte sie eben selbst in Giulia-Steingruber-Manier einen Kunstturn-Wettkampf erfolgreich beendet.
 

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