Sportpolitik
«Ungeahnt viele politische Entscheide betreffen den Sport»
Um den Anliegen des Sports politisches Gehör zu verschaffen, befindet sich der ZKS in regem Austausch mit der Parlamentarischen Gruppe Sport (PGS). Im ZKS-Geschäftsbericht 2013 gaben PGS-Präsident Rico Brazerol und die damalige ZKS-Geschäftsführerin Yolanda Gottardi einen Einblick in ihre Zusammenarbeit.
Wie sportfreundlich ist das Zürcher Parlament?
Yolanda Gottardi: Sehr sportfreundlich und sportinteressiert. Das sieht man schon daran, dass sich viele Parlamentarier zur Gruppierung PGS bekennen, um die sportpolitischen Themen zu behandeln. Sport ist für das Zürcher Kantonsparlament kein Nebengeschäft.
Rico Brazerol: Das denke ich auch. Die PGS hat über 60 Mitglieder, das ist über ein Drittel des Zürcher Kantonsrats. Diese Zahl und die vergangenen Abstimmungsergebnisse sprechen für sich. Aus der Fachstelle Sport ist im Jahr 2013 das Kantonale Sportamt geworden. Und auch der ZKS findet heute viel mehr Gehör als noch zu Beginn dieses Jahrtausends.
Warum engagiert sich der ZKS in der Sportpolitik?
Brazerol: Der Sport kann sich heute gar nicht mehr erlauben, politisch nicht präsent zu sein. Ansonsten ist es nicht verwunderlich, wenn für dessen Anliegen nichts erreicht werden kann.
Gottardi: Als Dachsportverband ist es unser Selbstverständnis, dass sich der ZKS in der Politik für die sportlichen Anliegen einsetzt. Wenn dies eine Sportart alleine macht, ist es schwieriger, sich Gehör zu verschaffen. Wenn wir als Dachsportverband an die Parlamentarierinnen und Parlamentarier herantreten, dann wissen diese, dass die Anliegen im Gesamtinteresse des Vereinssports sind.
Was sind die politischen Hauptanliegen des ZKS?
Gottardi: Die Ausrichtung des ZKS liegt klar beim Vereinssport. Wir setzen uns dafür ein, dass dieser möglichst barrierefrei ausgeführt und weiterentwickelt werden kann. Zudem vertreten wir die knapp 80'000 Ehrenamtlichen. Wir verschaffen den freiwillig Tätigen im Sport Gehör und zeigen auf, was sie ohne Entgelt zum Wohl der Gesellschaft in den Sportvereinen alles leisten.
Brazerol: Es geht darum, aufzuzeigen, wie wichtig der Breitensport für die Gesellschaft ist. Für Integration, Prävention, Sozialisierung, Gesundheit …
Gottardi: … und zusätzlich für das Erlernen von demokratischem Verständnis.
Wo erhalten ZKS-Mitglieder Informationen über wichtige sportpolitische Themen?
Gottardi: Wir informieren auf unserer ZKS-Webseite, im Newsletter, an der Präsidentenkonferenz und Delegiertenversammlung und stellen spezielle Unterlagen – zum Beispiel zum Verhalten bei einer kantonalen Abstimmung – direkt den relevanten Zielgruppen zu. Im Gegenzug sind wir darauf angewiesen, dass uns Informationen von aussen zugetragen werden. Oft wird erst auf den zweiten Blick klar, dass eine Initiative oder Motion den Sport betrifft. Als zum Beispiel die Altersgrenze für Kindersitze hochgesetzt wurde, mussten ganze Teambusse neu ausgestattet werden. Wenn solche und andere politische Vorstösse genügend früh bekannt sind, kann abgewogen werden, ob dagegen opponiert werden soll.
Wie kann ich mich als Sportlerin oder Sportler beim ZKS einbringen?
Gottardi: Indem ich die Informationen aufnehme und im ganzen Umfeld bekannt mache: im Verein, im Verband, am Stammtisch, im privaten Umfeld, wo immer man Einfluss hat. Wichtig ist, dass jeder und jede die sportlichen Anliegen thematisiert und den Menschen bewusst macht, was zum Beispiel ein Alkoholwerbeverbot für Auswirkungen auf die Sportvereine hat. Gerade dieses Thema ist ohne das Wissen um die Funktionalität ehrenamtlich geführter Sportvereine stark erklärungsbedürftig. Da kann jedes einzelne Mitglied den Vereinssport mit seinem persönlichen Engagement tatkräftig unterstützen.
Parlamentarische Gruppe Sport (PGS)
Die Parlamentarische Gruppe Sport des Kantonsrats Zürich zählt über 60 Mitglieder aus allen Parteien. Jede Fraktion stellt einen Vertreter im Vorstand. Die sportpolitischen Themen, welche die PGS einbringt, werden in den Fraktionen diskutiert. Von Anfang 2013 bis 2019 war der BDP-Kantonsrat Rico Brazerol PGS-Präsident. Der Medien-Unternehmer hatte das Amt von seinem ebenfalls sehr aktiven Vorgänger Bernhard Egg übernommen. Brazerol ist Präsident des Schwimmclubs Horgen. Er war früher als Fussballer und Kampfsportler aktiv und als Sportjournalist tätig.
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