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Ehrenamt

Ohne Freiwillige läuft im Sport wenig

«Lohn gibts keinen, dafür unvergessliche Erinnerungen und bereichernde persönliche Erfahrungen.» Mit diesen Argumenten wurden für die Fussball-EM 2008 Freiwillige gesucht. Nicht gerade viel, was hier geboten wurde. Und trotzdem meldeten sich auf den Aufruf hin rund 18'000 Personen; 5000 Freiwillige waren letztlich für die UEFA im Einsatz. Ein Artikel von Hans Lichtsteiner.

Die Bereitschaft, sich freiwillig und ehrenamtlich zugunsten des Sports zu engagieren, ist enorm. Nicht nur an Grossanlässen wie einer Europameisterschaft, sondern auch bei regionalen Veranstaltungen bis hin zum einzelnen Sportverein. Doch wer sind diese Freiwilligen, die ihre Freizeit für andere einsetzen? Warum engagieren sie sich? Und insbesondere, wie bedeutend ist ihr Engagement für den Schweizer Sport? 

Die Schweiz ist ein Land, in dem Eigenverantwortung und Freiwilligkeit einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert geniessen. Viele wichtige Aufgaben werden seit je nicht – wie in vielen anderen Ländern – dem Staat überlassen, sondern von der Bevölkerung selbst an die Hand genommen. Die über 100'000 Vereine, Stiftungen und Genossenschaften, die es heute in der Schweiz gibt, zeugen von dieser Grundhaltung. Der örtliche Krankenpflegeverein, die Pfadfinder, die Trachtengruppe, der Fussballclub oder auch die Naturschutzgruppe sind nur einige Beispiele dafür. 

Idealisten und Freiwillige rufen die überwiegende Mehrheit dieser Organisationen ins Leben und tragen sie danach auch. Sie sind bereit, sich für ein Anliegen oder eine Idee zu engagieren und zugunsten anderer ein bisschen mehr zu leisten als nur das Nötigste. Ohne das Engagement dieser Freiwilligen könnte eine Vielzahl der Organisationen gar nicht existieren. 

Sportvereine brauchen Freiwillige 
13,5 Millionen Arbeitsstunden investieren Schweizer jährlich in ihr Engagement. Müsste man dieses Engagement entlöhnen, entspräche dies laut Bundesamt für Statistik einem jährlichen Betrag von ungefähr 13 Milliarden Franken an zusätzlichem Lohnaufwand, den die Vereine aufbringen müssten.

Verglichen mit den rund 1,3 Milliarden Franken, die an gemeinnützige Organisationen jährlich gespendet werden, ist der Wert dieses Arbeitseinsatzes der Freiwilligen für viele Vereine im eigentlichen Sinne des Wortes unbezahlbar. 

Die knapp 19'000 Sportvereine der Schweiz verfügen über rund zwei Millionen Aktivmitglieder. Damit ist jede vierte Person in der Schweiz im Alter zwischen 7 und 70 Jahren aktives Mitglied eines Sportvereins. Dass das Vereinsleben funktioniert, liegt an den rund 350'000 Ämtern die zu 96 Prozent unentgeltlich ausgeübt werden. Dieses Engagement entspricht einem Arbeitspensum von 23'000 Vollzeitstellen. Eine Analyse der Freiwilligenarbeit unter den Mitgliedern zeigt, dass jede(r) Dritte im Verein Aufgaben freiwillig und unentgeltlich übernimmt. Immerhin ein Drittel der Aktivmitglieder, die gegenwärtig kein Amt im Verein ausüben, kann sich vorstellen, in nächster Zeit ein solches zu übernehmen. Gut die Hälfte davon wurde allerdings noch nie angefragt, eine Funktion im Verein zu bekleiden.

Leader und Macher sind gefragt 
Weiter fällt auf, dass sich sowohl Frauen wie Männer gleichermassen freiwillig engagieren, dies sowohl in Führungs- wie auch in ausführenden Funktionen. Jedes Mitglied eines Vorstands, der im Schnitt aus sieben Mitgliedern besteht, investiert durchschnittlich rund 65 Stunden Arbeit pro Jahr in seine ehrenamtliche Vorstandsarbeit. Der Zeitaufwand variiert aber von Vorstand zu Vorstand recht stark. Auf der operativen Ebene der Freiwilligenarbeit, also bei Aufgaben wie der Leitung einer Trainingsgruppe oder der Medienarbeit, ist der Jahresaufwand mit durchschnittlich gut 40 Stunden pro Jahr merklich geringer. Dafür engagieren sich auf dieser Ebene im Schnitt rund doppelt so viele Freiwillige wie im Vorstand. Damit wird in einem Schweizer Sportverein im Schnitt mehr Freiwilligenarbeit auf operativer Ebene erbracht, auch wenn häufig der Arbeit des ehrenamtlichen Vorstands höhere Beachtung geschenkt wird. 

Offensichtlich braucht es aber nicht nur die Leader des Vorstands, sondern ebenso die Umsetzer und Macher auf operativer Ebene, damit das Vereinsleben funktioniert. Was motiviert nun aber die Freiwilligen, dass sie rund eine Stunde Freizeit pro Woche zugunsten ihres Vereins einsetzen? 

Die Aufgabe muss motivierend sein – und Spass machen
Freiwillige werden grundsätzlich durch die Tätigkeit selbst motiviert, das heisst, die Motivation ergibt sich aus der Aufgabe. Man spricht hier von intrinsischer Motivation, der Motivation aus innerem Antrieb heraus. Gegenstück dazu ist die extrinsische Motivation, bei der jemand durch Geld oder andere persönliche Vorteile bewegt wird, ein Amt zu übernehmen. 

Untersuchungen zeigen, dass interessanterweise extrinsische Motivationsfaktoren wie die Bezahlung eines Amts die intrinsische Motivation, die Freude an der Tätigkeit, bei den Freiwilligen zerstören. Es muss folglich wohl überlegt sein, ob man Freiwillige finanziell entschädigen will. Denn entgegen der landläufigen Meinung, die Freiwilligenarbeit sei generell rückläufig, kann diese Entwicklung statistisch nicht nachgewiesen werden. 

Gemäss dem «Freiwilligen-Monitor» werden immer häufiger selbstbezogene Argumente für das soziale Engagement als die zentralen Gründe für ein freiwilliges Engagement angegeben. Spass an einer Tätigkeit ist mit über 80 Prozent das wichtigste Motiv für ein freiwilliges Engagement, gefolgt von «mit anderen etwas bewegen zu können» (74%); der Dienst zugunsten des Gemeinwohls tritt zunehmend in den Hintergrund. Die Bedeutung der Freiwilligenarbeit ist immens, ganz speziell für den Sport.
 

Hans Lichtsteiner
Hans Lichtsteiner ist Direktor für Weiterbildung am Institut für Verbands-, Stiftungs- und Genossenschafts-Management der Universität Freiburg (VMI). Das 1976 gegründete Institut ist spezialisiert auf die Forschung, Lehre und Weiterbildung im Bereich des Managements von Non-Profit-Organisationen (NPO).
 

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